Dieter Hildebrandt, 1927 in Bunzlau (Niederschlesien) geboren, starb am 20. November 2013. Er war der einflussreichste Kabarettist der Bundesrepublik Deutschland, tätig auch als Autor von Radio- und Fernsehsendungen, Büchern und Hörbüchern sowie als Schauspieler.
Während seines Studiums der Theater- und Literaturwissenschaften in München gründete Hildebrandt das Studentenkabarett Die Namenlosen. Danach kam es dann 1956 mit Sammy Drechsel zur Gründung der legendären Münchner Lach- und Schießgesellschaft, deren Programme Dieter Hildebrandt etwa zur Hälfte geschrieben hat. Sie wurden von Anfang an im Hörfunk und Fernsehen gesendet: Im Deutschen Fernsehen gab es etwa 25 Live-Sendungen. Nach der Auflösung des Ensembles 1972 wirkte Dieter Hildebrandt bis 1979 als Moderator und Mitautor der ZDF-Sendereihe Notizen aus der Provinz und von 1980 bis 2003 der Sendung Scheibenwischer vom SFB. 1974 bildete er gemeinsam mit Werner Schneyder das Autorenkabarett (bis 1982). In Bühnenprogrammen und Filmen kam es zur Zusammenarbeit mit Gerhard Polt und zahlreichen weiteren Kollegen.
Seit dem Sommer 2010 tourte Hildebrandt mit den Programmen „Ich kann doch auch nichts dafür“ sowie „Vorsicht Klassik!“. Außerdem war er Mitinitiator des satirischen Internet-Fernsehsenders störsender.tv, finanziert durch Crowdfunding und ehrenamtliche Arbeit der beteiligten Künstler; die erste Sendung konnte im März 2013 abgerufen werden.
Anders als Hildebrandts frühe Bücher, wie zum Beispiel seine satirische Analyse … über die Bundesliga (1979), sind insbesondere seine autobiografischen Werke, die Erinnerungen mit Satiren bzw. Kabarettexten mischen und jeweils von Dieter Hanitzsch illustriert sind, große Erfolge, so zum Beispiel die Bestseller Was bleibt mir übrig (1986), Denkzettel (1992) und zuletzt Nie wieder achtzig! (2007).
Dieter Hildebrandt lebte mit seiner Frau Renate Küster im Münchner Vorort Waldperlach. Zur Website von Dieter Hildebrandt geht es hier
Begründung des Stiftungsrates
„Dieter Hildebrandt ist das A und O satirischer Gesellschaftskritik in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der Preis ehrt ihn insbesondere für seine Verdienste um das literarisch Komische. Der Autor, Bühnen- und Filmkünstler ist ein Meister geistreicher Sottisen, entfesselter Abschweifungen und präziser Pointen, ein Virtuose der Begriffsverdrehung und der kunstvoll gebrochenen Sätze. Sein unverwechselbarer Stil liefert ein unerreichtes Muster kabarettistischer Sprachkunst. Wie kaum ein anderer hat Dieter Hildebrandt mit seinem Wort und seinem Humor unser politisches Bewusstsein geschärft.“
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Vater unser – gleich nach der Werbung. München: Blessing 2001.
- Ich mußte immer lachen. Dieter Hildebrandt erzählt sein Leben. Mit Bernd Schroeder. Köln: Kiepenheuer und Witsch 2006.
- Nie wieder achtzig! München: Blessing 2007.
- Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort! Die Weltgeschichte der Lüge. Hörbuch mit Roger Willemsen. Köln: Random House 2007.
- Politiker-Märchen: die schönsten Lügen aus 60 Jahren Bundesrepublik. Hörbuch. München: Diederichs 2009.
- Wie haben wir gelacht. Ansichten zweier Clowns. Mit Peter Ensikat. Berlin: Aufbau Verlag 2013.
- Letzte Zugabe. München: Blessing 2014.
- Was aber bleibt. Texte aus fünf Jahrzehnten. München: Blessing 2017.