Herbert Achternbusch, 1938 in München geboren und am 10. Januar 2022 ebendort verstorben. Er wuchs im Bayerischen Wald auf, studierte an der Kunstakademie in Nürnberg und arbeitete zehn Jahre als Maler. In den späten 1960er Jahren begann seine schriftstellerische Arbeit zu dominieren. Nachdem 1969 sein erster Prosaband Hülle erschienen war, wurde sein Buch Die Alexanderschlacht (1971) als bahnbrechend für die junge deutschsprachige Literatur gefeiert. Seither hat er weit über 50 selbstständige Schriften veröffentlicht, zuletzt Annamirl. Erzählung (2006) und schön wär’s, wenn’s schöner wär (2007). Auch als Autor zahlreicher Theaterstücke ist Achternbusch hoch geschätzt und wurde dafür und für sein übriges Werk vielfach ausgezeichnet. Spektakulär war der Eklat bei der Verleihung des Petrarcapreises 1977, in deren Verlauf Achternbusch den Scheck mit dem Preisgeld verbrannte. Mitte der 1970er Jahre drängte Achternbuschs Filmarbeit in den Vordergrund. Seit seinem Langfilmdebüt Das Andechser Gefühl (1974) gilt er als radikaler Vertreter des Autorenfilms. Seine etwa 30 Filme sind mit minimalen Budgets und sowohl mit Laiendarstellern als auch mit professionellen Schauspielern entstanden. Und sie haben heftige Diskussionen provoziert: Der bekannteste Fall wurde der mancherorts verbotene Christus-Film Das Gespenst, zu dem es auch jahrelange Gerichtsverhandlungen gab, die Achternbusch für sich entschied.

Die beste Kurzversion seines Lebens liefert der Universalkünstler selbst:
„Ich musste 1938 auf die Welt kommen, nachdem ich mir meine Eltern schon ausgesucht hatte. Meine Mutter war eine sportliche Schönheit vom Land, die sich nur in der Stadt wohlfühlte. Mein Vater war sehr leger und trank gern, er war ein Spaßvogel. Kaum auf der Welt, suchten mich Schulen, Krankenhäuser und alles Mögliche heim. Ich leistete meine Zeit ab und bestand auf meiner Freizeit. Ich schrieb Bücher, bis mich das Sitzen schmerzte. Dann machte ich Filme, weil ich mich bewegen wollte. Die Kinder, die ich habe, fangen wieder von vorne an. Grüß Gott!“

Begründung des Stiftungsrates

„Herbert Achternbusch hat ein einzigartiges künstlerisches Werk geschaffen und dabei dem Komischen unverbrauchte poetische Kräfte und Formen verliehen. Sein offener Lebensroman in Texten, Filmen und Bildern unternimmt eine radikale und kompromisslose Selbsterforschung. So feinsinnig wie derb, lustvoll wie verstörend, so witzig wie wütend, pathetisch wie selbstironisch setzt er individuelle Subjektivität gegenüber Zumutungen ins Recht, die das Leben zur ‚Saudummheit‘ verkommen lassen. Vernunftzwängen begegnet Herbert Achternbusch mit Phantasie, offiziöser Verordnung mit Provokation, kulturellem Anpassungsdruck mit Ohrfeigen für den herrschenden Geschmack. Über das Lustige hinaus wird bei ihm das Komische, auch wo es absurd, verzweifelt oder gegen sich selbst gerichtet scheint, zu einem Refugium von Einbildungskraft, Bewusstheit und Menschlichkeit.“

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Neues aus der Heimat! Hrsg. von Petra Gropp. Frankfurt a.M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag 2004.
  • Bier. Ein Bier geht um die Welt. Hrsg. von Georg Schneider. Weitra: Bibliothek der Provinz 2005.
  • Annamirl. Erzählung. Weitra: Bibliothek der Provinz 2006.
  • Der gelbe Hahn der Nacht. Vier Theaterstücke. Frankfurt a.M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag 2008.
  • Dogtown Munich. Theaterstück. München. 2017.