Peter Rühmkorf wurde am 25.10.1929 in Dortmund geboren. Er starb am 8. Juni 2008 in Roseburg, noch vor der öffentlichen Preisverleihung. Von 1951-58 studierte er Germanistik und Psychologie in Hamburg und schrieb ab 1953 unter Pseudonym für den studentenkurier (später konkret). Von 1958 bis 1963 war er Verlagslektor bei Rowohlt, seither ist er freier Schriftsteller. Rühmkorf war Gastprofessor in den USA sowie an der Universität Paderborn und trägt den Ehrendoktortitel der Universität Gießen. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Erich-Kästner-Preis, dem Bremer Literaturpreis, dem Arno-Schmidt-Preis, dem Joachim-Ringelnatz-Preis und dem Georg-Büchner-Preis. 1987 war er documenta-Schreiber der Stadt Kassel. Rühmkorf war außerdem korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR und erhielt 1988 den Heinrich-Heine-Preis der DDR. Sein erster Gedichtband Irdisches Vergnügen in g lässt bereits die Virtuosität seiner Sprachkunst erkennen: Er parodiert und persifliert vorgegebene Gedichtformen, kombiniert sogenannte ‚Hochsprache‘ mit Slang und saloppem Umgangsdeutsch, reißt Wörter aus dem gewöhnlichen Kontext und stellt sie in neue Zusammenhänge. Peter Rühmkorfs kurz vor seinem Tod 2008 veröffentlichter Gedichtband und die entsprechende CD, auf der er noch einmal zu hören ist, tragen den programmatisch-humoristischen Titel Paradiesvogelschiß. Den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor nahm Rühmkorfs Witwe, Eva Rühmkorf, entgegen.
Begründung des Stiftungsrates
„Peter Rühmkorf hat mit seinem unübertroffen vielstimmigen Werk auch dem literarisch Komischen neue Wege bereitet. Virtuos erschließt er die literarische Überlieferung, bürstet sie parodierend gegen den Strich und lässt sie durch heutige Erfahrungen und Sprechweisen hindurch klingen. Sein poetischer Tanz auf dem Hochseil kombiniert unterschiedlichste Stilebenen und Idiome vom Erhabenen bis zum Alltagsjargon. Die verschränkten Zwänge, Abgründe und Dummheiten der Gegenwart weiß die Dichtung des ‚roten Romantikers‘ sensibel auseinander zu binden. Unserer haltlosen Welt begegnet sie mit Ironie, Witz und Wut, mit Provokation und Lust; sie ist Anleitung zum politischen Widerspruch wie zu irdischem Vergnügen und ästhetischem Genuss.“
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Das Lied der Deutschen. Göttingen: Wallstein 2001.
- Tabu II. Tagebücher 1971-1972. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2004.
- Wenn ich mal richtig ICH sag … Ein Lese-Bilderbuch. Göttingen: Steidl 2004.
- Aufwachen und Wiederfinden. Gedichte. Frankfurt a.M.: Insel 2007.
- Paradiesvogelschiß. Gedichte. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2008.
- In meinen Kopf passen viele Widersprüche. Über Kollegen. Hrsg. von Susanne Fischer und Stephan Opitz. Mit Dichterporträts von F. W. Bernstein. Göttingen: Wallstein 2012.
- Sämtliche Gedichte. 1956-2008. Mit einer Auswahl der Gedichte von 1947-1955. Hrsg. von Bernd Rauschenbach. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2016.
- Des Reiches genialste Schandschnauze. Texte und Briefe zu Walther von der Vogelweide. Hrsg. von Stephan Opitz unter Mitarbeit von Christoph Hilse. Göttingen: Wallstein 2017.