
Die schweizerische Schriftstellerin Anaïs Meier, Jahrgang 1984, erhielt im Jahr 2022 den Förderpreis Komische Literatur. Knapp 30 Verlage hatten Vorschläge eingereicht. Der in Dresden und Berlin ansässige Verlag Voland & Quist brachte seine Autorin mit ihrem in diesem Herbst veröffentlichten Debütroman „Mit einem Fuss draussen“ sowie dem 2020 im Verlag mikrotext erschienenen Kurzprosaband „Über Berge, Menschen und insbesondere Bergschnecken“ ein. Das sorgte beim Stiftungsrat für einhellige Begeisterung. Der Förderpreis wurde gemeinsam mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor vergeben, der für das Jahr 2022 Helge Schneider zugesprochen wurde.
Die Preisverleihung fand am 1. September 2022 im Kasseler Rathaus statt. Die Kasseler Sparkasse unterstützt auch diesmal großzügig den Förderpreis.
Begründung
In seiner Eigenschaft als Jury begründet der Stiftungsrat seine Entscheidung für Anaïs Meier wie folgt:
„Anaïs Meier überrascht als neue, ja: unerhörte Stimme literarischer Komik. Ihre Prosa ist künstlerisch bestechend, poetisch dicht und doch leicht, lustig und zugleich ernsthaft. Die Kurzgeschichten des Bandes „Über Berge, Menschen und insbesondere Bergschnecken“ bieten ein einfallsreiches Lob der Torheit, das sich im Spektrum zwischen Gemeinplätzen zur Schweiz und Lifestylemoden bewegt und dabei gekonnt diverse Schreibweisen persifliert. Den Elan ihres Debütromans „Mit einem Fuss draussen“ hält sie souverän von der ersten bis zur letzten Zeile durch. Das Buch – Gesellschaftssatire ebenso wie Krimiparodie und Unsinnsprosa – präsentiert einen skurrilen Protagonisten, dessen verrückte Beobachtungen auch in ihrer Sprachlichkeit welthaltig und ausgesprochen komisch sind. Anaïs Meier wird literarisch weiter von sich reden machen.“
Anaïs Meier
wurde 1984 in Bern geboren, studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Ihr Kurzgeschichtenband „Über Berge, Menschen und insbesondere Bergschnecken“ erschien 2020 bei mikrotext. „Mit einem Fuss draussen“ im Verlag Voland & Quist ist ihr Debütroman. Sie schreibt die Kolumne „Aus dem Réduit“ für die Fabrikzeitung in Zürich und gehört dem Autorinnenkollektiv RAUF an. Anaïs Meier gehört zu einer jungen Generation deutschsprachiger Schreibender, deren Bewusstsein für die Gegenwart auf ein kritisches Geschichtswissen trifft; Zustände werden gnadenlos und scharf angeprangert. Ihre Prosa zeigt sprachmächtig Schweizer Sonderlinge – ob Althippies oder Hipsterkoch oder den schrulligen Roman-Icherzähler Gerhard. Sie alle werden nicht einfach vorgeführt, sie treten vielmehr vor der Folie der Gegebenheiten auf. Es geht also nicht darum, dass jemand ins Lächerliche gezogen wird, sondern um eine hintersinnige Kritik an Systemen, am vermeintlich Unumstößlichen unserer Gegenwart.