Geboren 1960 in Hameln, studierte Felicitas Hoppe Literatur, Rhetorik und Religionswissenschaft sowie Italienisch und Russisch in Tübingen, Berlin und an der University of Oregon. Sie lebt in Berlin und Leuk. Felicitas Hoppe veröffentlichte Erzählungen, Romane, Kinderbücher, Feuilletons sowie Übersetzungen als eine der Klügsten und Beweglichsten unter den Autorinnen und Autoren der deutschen Literatur. Das gilt neben der Dichtung ebenso für den Diskurs bei ihren verschiedenen Gastprofessuren in Deutschland, den USA und China. So hatte sie im Jahr 2019 auch die „Brüder-Grimm-Poetikprofessur“ der Universität Kassel inne. Felicitas Hoppes humoristisches und selbstbezügliches Erzählen manifestierte sich brillant schon in dem mit dem „Aspekte-Literaturpreis“ ausgezeichneten Band „Picknick der Friseure“ (1996). Es entwickelte sich in ihren Romanen weiter, die u.a. Reise- oder Märchenmotive wie auch historische Stoffe verarbeiten wie „Pigafetta“ (1999), „Paradiese, Übersee“ (2003), „Johanna“ (2006), der Jugendroman „Iwein Löwenritter“ (2008) oder zuletzt „Prawda. Eine amerikanische Reise“ (2018). Außergewöhnlich ist dabei das changierende Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit, das vor ihrer eigenen Person nicht halt macht, wie ihre fiktive Autobiografie „Hoppe“ (2012) oder auch der Film „Felicitas Hoppe sagt“ (2018) zeigen. Für ihr Werk, das vornehmlich im S. Fischer-Verlag erscheint, erhielt sie hohe literarische Würdigungen, so im Jahr 2012 den Georg-Büchner-Preis. Anfang August wurde bekannt, dass sie im Oktober 2020 auch mit dem erstmals vergebenen „Großen Preis des deutschen Literaturfonds“ ausgezeichnet wird. 2016 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Leuphana Universität Lüneburg.
Einen Bericht über die Preisverleihung finden Sie hier.
Begründung des Stiftungsrates
„Felicitas Hoppes einzigartigem und vielfältigem Oeuvre liegt auf allen Ebenen des Schreibens Humor als Haltung zur Welt und als Quelle literarischer Einbildungskraft zugrunde. Ihre faszinierende poetische Beweglichkeit hat sagen- und märchenhaft verdichtete Geschichten hervorgebracht, die von „Picknick der Friseure“ bis „Prawda“ reichen. Gelehrt und vergnüglich werden dabei viele volkstümliche und hochliterarische Traditionen eingeflochten und fortgesponnen. So wird erzählt und zugleich gewitzt gezeigt, wie Erzählen vor sich geht. Komik ist dabei Mittel zur Distanzierung wie zum Lustgewinn, fein dosiert und doch reichhaltig eingesetzt, ob nun als ironische Metafiktion, als Sprach-, Figuren- oder Situationskomik oder auch bloß als Kalauer. Das Grotesk-Komische und mit ihm Verfremdung und Verrätselung bescheren dem Lesepublikum eine entschleierte und erfrischte Wahrnehmung, ein waches Staunen bei der Erkundung von Fiktionen und Wahrheiten: Der groteske Humor von Felicitas Hoppes Sprachkunst eröffnet auf ausgesprochen zugewandte Weise einen neuen Zugang zur Lebenskunst.“
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Vom Bäcker und seiner Frau. Mit farbigen Linolschnitten von Ingrid Jörg. Berlin: Berliner Handpresse 1999.
- Die Torte. Berlin: Berliner Handpresse 2000.
- Die Reise nach Java. Berlin 2003.
- Verbrecher und Versager, Hamburg: Mare 2004.
- Ingrids Affen, Berlin: Berliner Handpresse 2006.
- Sieben Schätze. Augsburger Vorlesungen. Frankfurt am Main: S. Fischer 2009.
- Der beste Platz der Welt. Zürich: Dörlemann 2009.
- Abenteuer – was ist das? Göttingen: Wallstein 2010.
- Der begnadigte Truthahn. Tiere im Weißen Haus. Mit farbigen Linolschnitten von Ingrid Jörg. Berlin: Berliner Handpresse 2010.
- Grünes Ei mit Speck: Das Allerbeste von Dr. Seuss. Aus dem Amerikanischen vo Felicitas Hoppe. Frankfurt am Main: S. Fischer 2011.
- Kröne dich selbst – sonst krönt dich keiner. Heidelberger Poetikdozentur. Heidelberg: Winter 2018.
- Fieber 17. Eine Erzählung und ein Essay. Zürich: Dörlemann 2021.
- Fährmann, hol über! Oder wie man das Johannesevangelium pfeift. Freiburg: Herder 2021.
- Die Nibelungen. Ein deutscher Stummfilm. Frankfurt am Main: S. Fischer 2021.
- Gedankenspiele über die Sehnsucht. Graz: Droschl 2022.